Offener Brief der Fachschaft Politik bezüglich Genderneutraler Sprache am IPW

Liebe Studierende der Politikwissenschaft,
Sehr geehrte Dozierende und Mitarbeitende des IPWs,
 
Studierende der Politikwissenschaft haben sich mit dem Thema Genderneutrale Sprache an uns gewandt. In einigen Seminaren und Vorlesungen wird noch immer das Generische Maskulinum als Norm verwendet – sowohl im gesprochenen als auch im geschriebenen Kontext, beispielsweise in Form von Übungsblättern oder Präsentationsfolien. 
Die Diskussion über Genderneutrale Sprache als inklusive Sprachform, die der gesellschaftlichen Exklusivität in Form von Sprache entgegenwirkt, lässt sich auch aus dem Universitätsalltag nicht heraushalten. Es geht bei dieser Debatte um Machtverhältnisse, mit denen wir uns in unserem Studium so oft auseinandersetzen. Die Dozierenden unseres Instituts, sind mehrheitlich Männer und haben die Macht, uns Studierenden Inhalte zu vermitteln. Bei diesem Machtgefälle ist es umso wichtiger, nicht einseitig zu lehren, sondern bewusst damit umzugehen und die Vielseitigkeit unserer Gesellschaft zu betonen. Seien Sie sich bewusst, wie viele Menschen Sie als Lehrende erreichen. In der Politikwissenschaft beschäftigen wir uns mit gesellschaftlicher Veränderung und wir wollen Teil dieser Veränderung sein. Wir sehen es als Aufgabe der Universität, als Aufgabe der Lehrenden unseres Instituts, ein Zeichen zu setzen. Wenn nicht in der Wissenschaft, wo dann soll sich diese Veränderung durchsetzen? 
Besonders in der Wissenschaft ist es an der Zeit, alle Menschen unserer Gesellschaft auch sprachlich einzubeziehen. Das bedeutet nicht nur die Einbeziehung der weiblichen Form, sondern unmfasst auch alle, die sich nicht in das zweigeschlechtliche System einordnen lassen. Wir bitten Sie, seien Sie sich Ihrer Verantwortung und Ihrer Vorbildfunktion bewusst, achten Sie auf genderneutrale Sprache in Ihrer Lehre! Es geht um alltägliche Veränderung, die bei uns anfängt, denn „Sprache schafft Wirklichkeit“.
Wir sind uns darüber im Klaren, dass kontextabhängig manchmal eine konkrete Form sinnvoller, und nur ein bestimmtes Geschlecht gemeint ist. An dieser Stelle bitten wir darum, darauf aufmerksam zu machen, damit inhaltliche Unterscheidungen deutlich werden. Wir wissen auch, dass es viele Alternativformen zum Generischen Maskulinum gibt, und wollen uns nicht herausnehmen darüber zu urteilen, welche „die Richtige“ ist. Das müssen Sie für sich entscheiden.
Die Universität Heidelberg hat bereits einen Leitfaden dazu auf ihrer Internetseite hochgeladen, wobei sich die meisten Beispiele für genderneutrale Sprache hier leider nur auf die männliche und die weibliche Form beziehen und noch nicht vollständig inklusiv sind: https://www.uni-heidelberg.de/gleichstellungsbeauftragte/serviceleistungen/gendergerechter-sprachgebrauch.html. Auch auf der Internetseite der Universität Marburg gibt es viel Informationsmaterial: https://www.uni-marburg.de/de/universitaet/administration/verwaltung/stabsstellen/frauen/aktiv/sprache.
Nehmen Sie sich unser Anliegen zu Herzen, nehmen Sie sich die Zeit, die es kosten wird. Veränderung ist ein Prozess, auf den wir uns einlassen müssen, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen sein wird. Aber es ist Zeit anzufangen! 
 
Eure/Ihre Fachschaft Politik